von Thomas Otterpohl | 3, Apr. 2020 | Kräuterlexikon
Gänseblümchen
Bellis Perrennis
Gänseblümchen sind wahrhafte Dauerblüher und erfreuen mit ihren weißen Blütenblättern als Farbtupfer auf den Wiesen nicht nur die Kinderherzen. Man findet sie in unseren Breiten von Februar bis in den November. Im Winter widersteht das kleine Pflänzchen auch dem härtesten Frost. Gänseblümchen waren bereits bei den Germanen eine Blume der Göttin Freya und somit ein Symbol für Fruchtbarkeit und Neubeginn. Sie schrieben auch den ersten drei Blüten im Jahr eine besondere Heilkraft zu. Ihr Genuss hält für die nächsten zwölf Monate Fieberfrei. So wird es überliefert, aber dafür lege ich meine Hand nicht ins Feuer!
Mystisches
Am Johannistag sammelte man zur Mittagsstunde einige Blüten und steckte sie in Papier. Wer nun ein wichtiges Geschäft erledigen wollte, steckte die in die Tasche. Dies sicherte den Erfolg. Noch wirksamer galten jene Blüten, die eine rote Färbung aufweisen. In den Jahren, in denen die Stiele sehr lang waren, wuchs auch der Flachs länger. Bleiben die Blüten am Morgen geschlossen, ist Regen zu erwarten.
Auch bei Karl dem Großen durfte die zu jener Zeit noch eher seltene Pflanze nicht im Kräutergarten fehlen. Er bezeichnete sie gerne als Freund der Ärzte und Stolz der Köche.
Volksmedizin
In der Volksmedizin wird das Gänseblümchen frisch, als Tee oder Tinktur verwendet. Sie hilft bei Erkrankungen der Atemwege, Arthritis, Rheuma, Gicht, Verstopfung, Leber- und Nierenproblemen.
Besser geeignet ist sie jedoch als Essenz oder Salbe bei Hautproblemen, Schürfwunden, Prellungen und Muskelschmerzen. Die äußerliche Anwendung hilft auch bei schlecht heilenden Wunden, Ekzemen und Geschwüren.
Rezept für eine Salbe aus den Blüten
Für eine Salbe sammelt man die Blüten, füllt diese in ein Schraubglas und füllt ein Oliven- oder Sonnenblumenöl darüber, bis alle gut bedeckt ist. Oben darf nichts rausgucken, sonst kann es schimmeln. Das Glas gut verschlossen für 3-4 Wochen wegstellen. Danach das Ganze abseihen und das Öl leicht erwärmen. Dazu gibt man noch 5-10% Bienenwachs und füllt dann in kleine Dosen ab. Etwas Vitamin D aus der Apotheke verlängert die Haltbarkeit. Ansonsten möglichst in 4 Monaten aufbrauchen.
In der Küche
In der Küche wird das Kraut wegen seiner geringen Ausbeute eher weniger verwendet. Die Blüten sind allerdings eine nette Dekoration für Salate oder Desserts.
Homöopathisch
Die Homöopathie verwendet Bellis Perennis D4 bei Augenschwäche. Besondere Erfolge erzielt man kurioserweise dabei auf dem linken Auge. Anwendung auch bei Blutergüssen und Rheumatismus.
„Für einen gesunden Menschen ist es gut zu essen, weil es das gute Blut in ihm verehrt und einen klaren Verstand bereitet. Aber auch den Kranken bringt es wieder zu Kräften. Es macht seine Augen klar.“
Hildegard von Bingen
von Thomas Otterpohl | 30, Mrz. 2020 | Kräuterlexikon
Scharbockskraut
Ranunculus ficaria
Das Scharbockskraut bildet bereits im zeitigen Frühjahr recht ausgedehnte und bodendeckende Bestände. Auf Grund seines hohen Vitamin C- Gehaltes heilte man in früheren Jahren die Mangelkrankheit Skorbut (altdeutscher Name war Scharbock) mit den kleinen Blättchen. Leider ist es etwas mühsam, diese zu sammeln und dies mag einer der Gründe sein, dass dieses wertvolle Kraut heute nur noch selten Verwendung findet. Doch auf jeden Fall stellen sie eine Bereicherung für jeden Salat dar. Die Blättchen haben einen leicht pfeffrigen und säuerlichen Geschmack. Auch als Zutat für Kräuterquark oder Kräuterbutter sind sie gut geeignet.
Man muss sich allerdings beeilen, denn mit fortschreitender Blütezeit bildet die Pflanze das (leicht) giftige Protoanemonin aus. Damit werden die Blätter zunehmend bitter und verleiden uns den Geschmack. Vereinzelte Blüten stellen noch kein Problem dar und Vergiftungserscheinungen sollten erst bei übermäßigem Verzehr auftreten.
Die Blütenknospen lassen sich wie Kapern einlegen und verwenden. Die Blüte ist leuchtend gelb und besitzt in der Regel 8 Blütenblätter. In Einzelfällen allerdings auch bis zu 11 Blütenblätter. Für Bienen und Hummeln stellt sie eine gute Nahrungsquelle dar.
Die Pflanze selbst ist mehrjährig und wächst bis 10 cm hoch. Schatten und ein feuchter Boden bekommt ihr gut. Wer sie im eigenen Garten kultivieren möchte, der besorgt sich ein paar Wurzelausläufer. Sie bildet dann im Frühjahr dichte und flache Bestände und verhindert so den Wuchs von anderem Unkraut. Leider zieht sie sich dann im Verlauf des Monats Mai wieder zurück.
Bei einer Anzucht aus Saatgut ist zu beachten, dass die Pflanze ein Kaltkeimer ist und Frost zu austreiben benötigt.
Bei der Ernte ist ein abschneiden mit der Schere am ehesten angebracht. Wer die Möglichkeit hat sich daraus einen Saft zu pressen, nimmt im Frühling davon einen Teelöffel am Tag ein. Mit etwas Milch wird die Sache verträglicher. Scharbockskraut ist also eine gute Vitamin C-Quelle für den Monat März /April, stärkt unser Immunsystem und wirkt gegen die Frühjahrsmüdigkeit.
In der Signaturenlehre verwendete man das das Kraut gegen Feigwarzen, weil der Wurzelknollen Ähnlichkeit damit hat.
von Thomas Otterpohl | 1, Mrz. 2020 | Kräuterlexikon
Mystisches
Noch immer wartet die als Wegwarte verzauberte Jungfrau am Wegrand auf ihren Geliebten, der einstmals in den Krieg zog. So berichtet die Sage. Von Juli bis in den Oktober hinein, reckt sie ihre leuchtend blaue Blühte der Sonne entgegen und hofft dabei jeden Tag erneut auf das Erscheinen ihres Liebsten. Ihre Blätter dagegen zeigen immer nach Norden.
Zahlreiche Sagen und Mythen ranken sich um die alte Heilpflanze, deren Kräfte immer mehr in Vergessenheit geraten.
Wer auf seinem Weg gar eine weiße Blüte findet, ist ein echtes Glückskind. Sie gilt als die Prinzessin unter den Wegwarten und alle blauen Blüten als ihr Hofstaat. Pflücken lässt sie sich nur mit Widerwillen, denn ihre Stängel sind sehr robust. Es waren ohnehin eher ihre Wurzeln, die gesammelt und getrocknet wurden. In entbehrungsreichen Jahren dienten diese als Kaffeeersatz.
Für das Ausgraben durfte in mittelalterlichen Zeiten aber kein Werkzeug aus Metall zum Einsatz kommen. Aus Metall wurden Waffen hergestellt und diese dienten dazu, den Gegner zu vertreiben. Man hatte Angst, damit auch die guten Heilkräfte der Pflanze zu vertreiben.
Zigeuner verwendeten die Wegwarte zur Bändigung des Feuers und versprachen sich einen Schutz vor Blitzen. Wer vor Gericht gehen musste, nahm eine Blüte mit und erhoffte sich damit ein Urteil zu seinen Gunsten und junge Mädchen beschworen damit die Liebe ihres Auserwählten. Doch die Pflanze besitzt auch sehr gute Wirkungsweisen außerhalb der mystischen Bereiche.
Inhaltsstoffe und Wirkung
Wesentliche Inhaltsstoffe sind Inulin, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Zucker, Mineralstoffe, Vitamine und Intybin. Sie gilt als gute Einschleuserpflanze für Kalium, wenn man damit Probleme hat. Die Wirkung ist verdauungsfördernd, appetitanregend, harntreibend, abführend und blutstillend.
Verwendung
Für einen Tee wird in erster Linie die getrocknete Wurzel verwendet. Eine Mischung mit Löwenzahn regt Leber und Nieren zu verstärkter Tätigkeit an und ist ideal für eine Frühjahrskur. Wegwarte gilt als das beste Mittel der Volksheilkunde für die Heilung der Milz. Auch auf den Gemütszustand hat sie eine positive Wirkung und führt zu einer gelösteren Stimmung und besserer Laune.
Hat man dagegen Probleme mit der Bauchspeicheldrüse, presst man den Saft aus der ganzen Pflanze und nimmt davon täglich 2 Teelöffel (Sehr bitter). Hier empfehle ich aber auf jeden Fall einen Arzt zu konsultieren!
Bei Hautunreinheiten helfen Kompressen und Umschläge mit einem Wurzeltee, dem man am besten noch ein paar Blüten dazu gibt. Damit getränkte Wattepads auf die Augen gelegt, vertreiben Rötungen.
In der Homöopathie verwendet man die Urtinktur Cichorium intybus bei vielen Leber- und Gallestörungen.
Die Frauen nahmen in früheren Zeiten gerne die Samen zu sich, in der Hoffnung, nicht so schnell wieder schwanger zu werden.
In der Küche
Aus den Pfahlwurzeln lassen sich in der Küche auch Wurzelgemüse bereiten. Um die Bitterstoffe abzumildern empfiehlt sich ein mindestens 2-stündiges wässern. Das Gemüse daraus stellt mit seinem hohen Inulingehalt eine gute Heilnahrung für Diabetiker dar.
Rezepte
Probieren Sie doch einmal einen Wegwartenzucker. Dafür zupft man frische Blüten klein und mörsert diese anschließend mit der dreifachen Menge an braunem Zucker. Anschließend füllt man es in ein Glasgefäß und stellt dies gut verschlossen in die Sonne. So entsteht ein lagerfähiger Honig, der wirksam gegen Sodbrennen und Herzklopfen ist.
Einen guten Wein aus Wegwarte stellt man wie folgt her:
2 EL Wegwartenwurzel, eine Handvoll Wegwartenblüten, eine Handvoll blühenden Ysop, eine Handvoll Zitronenmelisse, eine halbierte Vanillestange und 3 EL braunem Zucker mit Rotwein (gute Bio-Qualität) übergießen, bis alles bedeckt ist. Gefäß verschließen und 3-4 Wochen ziehen lassen (immer mal durchschütteln. Danach abseihen und die Pflanzenteile etwas nachpressen. Täglich ein kleines Likörglas davon genießen und man vertreibt ein melancholisches Gemüt. Allerdings schaffen das manche auch mit reinem Rotwein, doch wir wollen ja letztlich das Problem auf Dauer vertreiben!
Bachblüte
Übrigens ist die Wegwarte auch die 8. Bachblüte. Als Blüte der Mütterlichkeit hilft sie, wenn man anderen die eigene Hilfe immer wieder aufdrängt und versucht, deren Leben nach eigenen Vorstellungen zu lenken. Sie hilft, sich selbst zurückzunehmen.
Wegwarte heute
Doch in einigen Gegenden ist die Wegwarte selten geworden und so sollte man vom sammeln Abstand nehmen. Gegen einzelne Blüten ist allerdings nichts einzuwenden. Die Ernte der Wurzeln ist ohnehin etwas aufwendig und dies kauft man besser über den Handel. Auch unsere Insekten freuen sich schließlich über jede Blüte, die sie im Hochsommer noch finden.
von Thomas Otterpohl | 28, Nov. 2019 | Kräuterlexikon
Die Mistel
Viscum album
Wer beim Kräuter sammeln immer nur den Blick nach unten richtet und dabei den Blick zum Himmel vergisst, der wird diese Heilpflanze bestimmt übersehen. So ging es wohl auch der Göttin Artemis, Mutter des Sonnengottes Baldur in der germanischen Sage. Sie nahm allen Geschöpfen und Pflanzen, welche mit der Erde verbunden waren, den Eid ab, Baldur kein Leid anzutun. Da die Mistel jedoch keine Verbindung zur Erde hat und unbedeutend erschien, wurde sie dabei vergessen. Der eifersüchtige Loki erfuhr davon und schnitzte aus der Mistel dann die todbringende Pfeilspitze.
Heiliger Baum der Kelten
Hier zehren reichlich Misteln von der Kraft des Baumes
Die Mistel wurde von den Kelten sehr verehrt. Um sie zu entdecken, muss man die Augen schon etwas nach oben richten, denn als eine Schmarotzerpflanze wächst sie auf Bäumen. Wenn die Druiden die immergrüne Pflanze ernteten, dann durfte dies nur in einem weißen Gewand geschehen und für den Schnitt war nur eine goldene Sichel zulässig. Die herunterfallenden Teile wurden wiederum auch in einem weißen Gewand aufgefangen. Auf keinen Fall durfte sie den Erdboden berühren, dann verlor sie ihre Kraft. Eine Mistel kann auf der Erde nicht wachsen.
Die heiligste aller Misteln war die, welche auf einer Eiche wuchs, dies ist sehr selten. Der grüne, kugelförmige Strauch scheint sich nicht um die Jahreszeiten zu kümmern. Die Beeren sind giftig, werden aber von Vögeln gefressen. Landet deren Kot anschließend auf einem lebenden Ast, kann sich daraus eine neue Mistel entwickeln. Hierbei soll jedoch auch die Erdstrahlung eine wichtige Rolle spielen.
Geerntet wurde nur zu den Sonnenwendzeiten, besonders zur Wintersonnenwende. Daher zählt sie zu den wenigen Kräutern, die man nach Allerheiligen noch erntet.
Brauchtum und Wirkung
Bis heute hat die Mistel noch immer ihren mystischen Hauch behalten. Wer sich unter einem Mistelzweig befindet, ist von gesellschaftlichen Zwängen befreit. Wer kennt ihn nicht, den Brauch sich unter dem Mistelzweig zu küssen. In Frankreich laufen die Kinder am Neujahrstag mir einem Mistelzweig durch die Straßen. Frauen, denen der Kinderwunsch lange Zeit verwehrt blieb, wurden nach der Einnahme von Mistelsaft doch noch schwanger.
Medizinisch erwiesen ist dagegen seine Wirksamkeit bei der Senkung des Blutdrucks oder der Krampflösung. Misteltee oder -tropfen verlangsamen den Herzschlag und erweitern die Arterien. Auch bei Schwindelgefühl erzielt man eine Wirkung. In jüngster Zeit hat man ein tumorhemmendes Protein entdeckt.
Sammeln heute
Man schneidet ausschließlich die Triebspitzen mit Blättern ab und trocknet sie an einem schattigen Ort. Danach lagert man diese in Glas oder Porzellan.
Inhaltsstoffe:
Cyclitole, Flavonoide, Kaffeesäurederivate, Lignane, Mistellektine,
Phenylpropane, Viscotoxine
Wirkweisen
antikarzinogen, blutdrucksenkend, blutstillend, immunstimulierend, krampflösend
Verwendet bei
Hoher Blutdruck, Ekzeme, Gicht, Herzbeschwerden, Kreislaufschwäche, Krampfadern, Menstruationsbeschwerden, Rheuma, Stoffwechselstörungen, Verdauungsprobleme
Erkennung
- Die Mistel parasitiert als immergrüner Strauch auf anderen Gehölzen.
- Sie wächst zu kugeligen Büschen mit bis zu 1 Meter Durchmesser.
- Die Äste sind gabelig verzweigt.
- Die gelbgrünen Blätter sind elliptisch bis verkehrt-lanzettlich.
- Die Blätter sitzen paarig oder zu mehreren Blättern an einem Knoten.
- Blütezeit ist von Mitte Januar bis Anfang April.
- Die männlichen und weiblichen, gelblichen Blüten sind unscheinbar, duften fruchtig und werden ein bis drei Millimeter groß.
- Im Spätherbst sprießen klebrige, weiße Beeren hervor.
Anwendungen
Beachtet bitte, dass die Beeren der Mistel giftig sind! Den Vögeln macht dies übrigens nichts aus. Auch Zweige und Blätter enthalten schwache Giftstoffe (z.B. Viscotoxin), die jedoch im Kalt-Auszug nicht in das Wasser übergehen.
Besonders wirksam ist die Mistel bei der Regulierung des Blutdrucks. Aber auch in anderen Bereichen wirkt die Pflanze gesundheitsfördernd.
Heilende Anwendungen
Die Mistel senkt und stabilisiert den Blutdruck, lindert Herz- und Kreislaufprobleme. Anwendung findet sie auch bei rheumatischen Beschwerden, Verdauungs- und Stoffwechselstörungen sowie bei starken Monatsblutungen. Hierfür verwendet man einen Kalt-Auszug. Dieser kann auch äußerlich angewendet werden.
Tinktur
Fertige Misteltinktur erhält man in der Apotheke. Die Tinktur kann gegen viele der erwähnten Beschwerden eingenommen werden, zum Beispiel in etwas Kräutertee aufgelöst. Bei Gicht oder Ischias werden einige Tropfen der Tinktur direkt auf die schmerzenden Stellen aufgebracht und sanft einmassiert.
Kalt-Ansatz
Gegen Krampfadern und Unterschenkelgeschwüre, bei Ekzemen und rheumatischen Beschwerden wird der kalte Mistel-Auszug als Umschlag angewendet.
- Grundrezept für Mistel-Ansatz:
• Zwei gehäufte Teelöffel geschnittenes Mistelkraut in eine Tasse mit kaltem Wasser geben, über Nacht stehen lassen, abseihen und vor der Verwendung leicht erwärmen.
Mistelessenz
1 Handvoll frische und zerkleinerte vollständig mit Alkohol übergießen, Gefäß verschließen und 8 Wochen in der Sonne stehen lassen. Danach abfiltern. Dabei darf die Essenz nicht mit Metall in Berührung kommen. Die fertige Essenz in dunkle Flaschen füllen und tropfenweise anwenden.
Andere Anwendungen
Die Mistel wird auch als Injektionspräparat in der Krebstherapie verwendet. Die therapeutische Wirksamkeit dieser Behandlung ist unter Fachleuten allerdings umstritten. Einen sicheren Beweis für den Erfolg der Misteltherapie bei Tumorerkrankungen gibt es noch nicht. Aktuelle Studien verweisen jedoch darauf, dass sich die Lebensqualität der betroffenen Patienten verbessert.
von Thomas Otterpohl | 28, Okt. 2019 | Kräuterlexikon
Hypericum perforatum
Allgemeines zum Johanniskraut
Das Johanniskraut ist die Heilpflanze des Jahres 2019 und als solche gebührt ihr hier unbedingt ein Ehrenplatz. Den Namen erhielt sie auf Grund ihres Blühbeginns um den Johannistag (24. Juni) herum und zu dieser Zeit der Sonnenwende stecken auch die meisten Heilkräfte in der Pflanze. Da die Blüten ein rotes Sekret beinhalten, gab man ihr auch die Namen „Blutkraut“ und „Johannisblut“, während man sie anderenorts auf Grund des harten Stängels auch als Hartheu bezeichnete. Der Legende nach gibt die Pflanze durch ihr „Pflanzenblut“ ihren Abscheu über den Mord an Johannes dem Täufer kund.
Mystisches
Johanniskraut war eine Lieblingspflanze des Paracelsus. In alten Kräuterbüchern aus dem 16. Jahrhundert steht geschrieben, dass sie dem Teufel viel Leid antut. Junge Mädchen nutzen die Blüten auch gerne als Liebesorakel und pressten den Saft mit den Fingern aus. „Ist mein Schatz mir gut, kommt Blut!“ Dumm nur, wenn man dabei nicht das echte Johanniskraut erwischte, dem der rote Farbstoff fehlt.
Jäger bestrichen gerne den Lauf ihrer Gewehre mit Johannisblut und erlangten damit unbedingte Treffsicherheit. Oft wurden auch Kränze daraus geflochten, auf den Kopf gesetzt oder an die Haus- und Stalltüren gehängt. Dies schützte vor allen Gefahren.
Beim Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit ist Vorsicht geboten. Johanniskraut wurde in der Volksmedizin als Abtreibungsmittel genutzt.
Verbreitung
Da seine Heilkräfte bereits seit vielen Jahrhunderten bekannt sind, ist die Pflanze inzwischen in den gemäßigten Zonen der gesamten Erdkugel zu finden.
Johanniskraut erkennen
Johanniskraut wird etwa 50 – 90 cm hoch und hat gegenständig angeordnete ungestielte ovale Blätter. Aus der Mitte der am oberen Ende der Stängel stehenden asymmetrischen Blütenblätter ragen zahlreiche lange gelbe Staubblätter heraus. Der harte verästelte Stängel hat – im Gegensatz zu anderen Johanniskrautarten – nur zwei deutlich fühlbare Längsleisten und ist im Inneren mit Mark gefüllt.
Betrachtet man die kleinen Blätter genauer gegen das Sonnenlicht, gewinnt man den Eindruck, diese seien durchlöchert. Die kleinen Pünktchen stellen jedoch die Öldrüsen dar, welche ätherisches Öl enthalten. Die dunklen Punkte an den oberen Blättern und Blüten dagegen enthalten das rote Hypericin. Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind Gerbstoffe, Flavonoide und Quercetin. Das entzündungshemmende Hyperforin findet sich in den jungen Samenkapseln.
Die Blütezeit reicht bis in den Spätsommer. Leider verwechseln manche „Landschaftspfleger“ das Johanniskraut auch mal mit dem Jakobskreuzkraut und mähen die Pflanze sinnlos nieder. Schade drum und traurig für die Insekten. Ich zeige Euch gerne mal auf meinen Wanderungen, wie ihr die Pflanzen erkennt.
Wirkungen
Mit dem Beginn der wissenschaftlichen Medizin im 19. Jahrhundert geriet Johanniskraut, ebenso wie auch andere natürliche Heilmittel, mehr und mehr in Vergessenheit. Erst als sich im 20. Jahrhundert die Wissenschaft intensiv mit der Erforschung seiner Inhaltsstoffe und deren stimmungsaufhellender Wirkung befasste, kam es wieder zu einer breiteren Anerkennung des Johanniskrautes. Besonders interessant ist die dabei seine positive Wirksamkeit bei leichten bis mittelschweren Depressionen und mentaler Erschöpfung. Dazu laufen derzeit auch noch zahlreiche Studien, allerdings wusste bereits Hildegard von Bingen von dieser Wirkung und nannte das Kraut „Arnika der Nerven.“
Anwendungen
Die Hauptanwendung für die Volksmedizin liegt eher in der äußerlichen Anwendung mit Johanniskrautöl bei Hautentzündungen, Sonnenbrand oder kleineren Wunden. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn man nach dem Einreiben mit dem Öl die Sonne oder das Sonnenstudio besucht. Das Öl (in geringerem Maße auch der Tee) setzt die Lichtempfindlichkeit der Haut herab und man bekommt auf diese Weise eher schneller einen Sonnenbrand. Öl lässt sich auch innerlich anwenden und verringert die Schmerzen bei Brandwunden und Koliken.
Ein Absud des Krauts aufgelegt als Kompressen, hilft bei Gicht, Rheuma und Ischiasschmerzen.
Als Sonnenpflanze hellt sie unser Gemüt auf. Gerade in trüben Wintertagen hilft des Öfteren ein Johanniskrauttee, um unsere Stimmung zu verbessern. Aber er unterstützt außerdem bei Entzündungen, Schwindel, Schlaganfall, nervöses Herz, Magen- und Darmproblemen, Blähungen, Bettnässen, Leberleiden und Gelbsucht. Bei der Leber regt die längere Einnahme von Johanniskraut einen Reinigungsprozess an, der zu einer erhöhten Ausschwemmung von Schadstoffen führt. Dies kann durchaus die Wirkung der Antibabypille beeinflussen.
Wie fertigt man ein Johanniskrautöl an?
Gesammelte Blütenköpfe (frisch, getrocknet) werden lose in ein Glas geschichtet, etwa halb voll. Dann übergießt man sie mit einem entsprechenden Öl bis sie vollkommen bedeckt sind und stellt das verschlossene Glas in die volle Sonne. Dort lässt man es mehrere Wochen stehen, bis das Öl rot durchgefärbt ist. Zwischendurch immer mal wieder schütteln. Dann wird abgeseiht und kühl und dunkel gelagert (max. 6-8 Monate). Welches Öl man nimmt, ist ein wenig abhängig von der geplanten Verwendung. Will man es eher innerlich anwenden, würde ich ein gutes Olivenöl verwenden. Für eine äußere Anwendung sind leichtere Öle günstiger, z.B. ein Distelöl oder ein Mandelöl. Geeignet sind außerdem Avocado-, Weizenkeim- oder Jojobaöl.
Tinktur aus Johanniskraut
Hierbei verfährt man ähnlich, wie beim Öl, verwendet jedoch einen Kornschnaps zum Ausziehen. Dieser färbt sich auch deutlich schneller rot und muss lediglich 10 – 14 Tage stehen, bis zu abfiltern. Von der Tinktur nimmt man einen Teelöffel nach den Mahlzeiten. Sie ist verdauungsfördernd und senkt hohen Blutdruck.
Zusammenfassung
Wer Kräuter sammelt und verarbeitet, der komm am Johanniskraut nicht vorbei. Warum auch, im Laufe eines Jahres findet sich mindestens ein Familienmitglied, dass Ihnen sehr dankbar sein wird, für einen so vielseitigen Gesundheitshelfer.
Johanniskrautblüten werden gerne von Insekten angeflogen. Die Pflanze fühlt sich auch im Garten wohl. Bitte verwenden Sie dafür Saatgut oder Pflanzen aus dem Fachhandel und lassen sie den Wildwuchs an seinen natürlichen Plätzen!
von Thomas Otterpohl | 2, Sep. 2019 | Kräuterlexikon
Die Hagebutte, mit dem Purpurmantel
Rosa Canina
Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm.
Es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um!
So beginnt ein altes Kinderlied, welches die meisten von uns in jungen Jahren nie so richtig verstanden haben. Gemeint ist die Hagebutte, die offiziell auch Hundsrose genannt wird. Zu finden ist die an Wegränder, Rainen, Gebüschen und auf sonnigen Abhängen. Im Frühsommer ist sie an den einfachen weißen bis roten Blüten zu erkennen und im Herbst sieht man die roten Früchte der Hagebutte bereits von weiten leuchten. Diese haben es in sich, enthalten Fruchtsäuren, Vitamine A, B, C, K und P, Mineralstoffe, Pektine, Zucker, Gerbstoffe, ätherisches Öl und Flavonoide. Besonders mit dem hohen Vitamin C-Gehalt von 800 mg je 100 g kann die Hagebutte punkten.
Auch dies sind Früchte der Hagebutte
Merkmale
Die Hunds-Rose ist ein 1-3 Meter hoher, dorniger Strauch, der in Hecken, an Weg- und Waldrändern oder in Parkanlagen zu finden ist.
- Die Blätter sind wechselständig angeordnet und in 3-7 Einzelblättchen gefiedert
- Sie sind eiförmig mit gezähntem Rand
- Die Zweige hängen häufig in Bögen und sind mit Stacheln versehen
- Die Blüten stehen auf ca. 2 cm langen Stielen und haben fünf Blütenblätter
- Sie sind meist schwach rosafarben und duften angenehm
- Die Früchte sind meist elliptisch-länglich mit einer Größe von 1-2 cm
- Sie sind rot oder orange und auch im reifen Zustand noch hart
Die Haupterntezeit der Hagebutten ist Ende September und Oktober.
Die Blüte
Konservieren und Verwendung
Leider ist es etwas aufwendiger, wenn man dies konservieren möchte. Dafür nimmt man die vollreifen Früchte, öffnet diese und entfernt die Kerne. Anschließend trocknet man sie zügig, am besten im leicht geöffneten Backofen, aber nicht über 40°C. Gelagert wird dann in verschließbaren Gefäßen. Auch zu verwerten sind die Blütenblätter, deren Trocknung einfacher ist. Trocknet man auch die Kerne und mahlt sie danach, erhält man einen Kaffee-Ersatz. Marmelade kann man aus Blüten oder Früchten herstellen, aber auch Essig, Likör, Sirup und Tinktur ist möglich. Vielseitiger Einsatz also für eine sehr gesunde Pflanze. Einige Rezepte findet Ihr am Ende.
Mystische Hagebutte
Die Rose ist der Venus geweiht und gilt als Symbol für Liebe, Fruchtbarkeit und Verehrung der Toten. Im Mittelalter war sie die Blume der Jungfrauen. Die Leichen verbrannte man vor den Toren der Stadt auf einem Scheiterhaufen aus Heckenrosenholz. Auch von den Germanen wurde die Rose hochverehrt und hatte mystische Bedeutung. In Vollmondnächten sprachen die Frauen ihre Bitten unter den Sträuchern aus. Vor der Kraft der weißen Heckenrose haben die bösen Mächte Angst.
Reiche Blütenpracht
Wirkungen
Blüten und Früchte wirken vor allem auf Leber und Nieren. Hagebuttentee im Winter stärkt unsere Abwehrkräfte und ist im Sommer als Kaltgetränk eine willkommene Erfrischung. Hat man Fieber, ist er besonders durststillend, hat dazu eine schweißtreibende Wirkung und fügt dem Körper viel Vitamin C zu, der auch für längere Zeit dem Körper zur Verfügung steht. Auch bei Nierensteinen, verdorbenen Magen, zur Blutreinigung oder bei zu starker Regel nutzt man den Tee.
Ein Tee aus den Blättern der Rose ist gut gegen Liebeskummer. Er entspannt und gleicht Stress aus, wirkt regulierend auf den Hormonhaushalt, besonders in den Wechseljahren. Äußerlich angewendet sind sie eine Wohltat für die gereizte Haut und bei geschwollenen Augen legt man sich die Blütenblätter angefeuchtet auf.
Übrigens: Wenn es um die Stärkung Deines Immunsystems geht und Du wertvolle Tipps für eine gesunde Lebensweise suchst, dann sie Dir auch den Artikel von der Seite „Lebensfreude aktuell“ an. Hier findest Du 10 Tipps, für Dein Wohlbefinden: https://www.lebensfreude-aktuell.de/immunsystem-staerken/
Reife Früchte sind auch nach dem Frost verwendbar
Eine Pflanze, die mehr Beachtung verdient, als sie derzeit erfährt. Daher noch einige Rezepte, um sich mit dieser zu beschäftigen.
Rezepte
Rosenblütenmarmelade
½ Liter Blütenblätter mit der gleichen Menge Wasser fein pürieren. Die Menge abwägen und mit der gleichen Menge Gelierzucker einkochen. Beim Abfüllen in Gläser, ein Rosenblatt zur Deko in das Glas geben.
Blütenzucker
¼ kg feinen Zucker mit 10 EL Blütenblätter vermengen, in ein Glas geben und 1 Woche stehen lassen. Anschließend die Blätter heraussieben und den Zucker für duftende Desserts verwenden.
Hagebuttenmarmelade
Früchte waschen und von den haarigen Kernen befreien. Dann roh oder püriert mit der gleichen Menge Honig vermengen. Hält sich im Kühlschrank bis zu drei Wochen.
Essigrezept
Einfach ist die Zubereitung von fruchtigem Hagebutten-Essig: gut zwei Handvoll Früchte waschen, putzen, die Schale mehrmals längs einritzen und die Hagebutten in ein großes Einweckglas geben. Mit circa 0,75 Liter weißem Balsamico-Essig auffüllen und zugedeckt vier bis sechs Wochen an einem hellen, warmen Ort ziehen lassen. Essig durch ein Tuch filtern, in Flaschen füllen, luftdicht verschließen und kühl und dunkel aufbewahren.