Mystisches

Noch immer wartet die als Wegwarte verzauberte Jungfrau am Wegrand auf ihren Geliebten, der einstmals in den Krieg zog. So berichtet die Sage. Von Juli bis in den Oktober hinein, reckt sie ihre leuchtend blaue Blühte der Sonne entgegen und hofft dabei jeden Tag erneut auf das Erscheinen ihres Liebsten. Ihre Blätter dagegen zeigen immer nach Norden.Wegwarte am feldrand

Zahlreiche Sagen und Mythen ranken sich um die alte Heilpflanze, deren Kräfte immer mehr in Vergessenheit geraten.
Wer auf seinem Weg gar eine weiße Blüte findet, ist ein echtes Glückskind. Sie gilt als die Prinzessin unter den Wegwarten und alle blauen Blüten als ihr Hofstaat. Pflücken lässt sie sich nur mit Widerwillen, denn ihre Stängel sind sehr robust. Es waren ohnehin eher ihre Wurzeln, die gesammelt und getrocknet wurden. In entbehrungsreichen Jahren dienten diese als Kaffeeersatz.

Für das Ausgraben durfte in mittelalterlichen Zeiten aber kein Werkzeug aus Metall zum Einsatz kommen. Aus Metall wurden Waffen hergestellt und diese dienten dazu, den Gegner zu vertreiben. Man hatte Angst, damit auch die guten Heilkräfte der Pflanze zu vertreiben.

Zigeuner verwendeten die Wegwarte zur Bändigung des Feuers und versprachen sich einen Schutz vor Blitzen. Wer vor Gericht gehen musste, nahm eine Blüte mit und erhoffte sich damit ein Urteil zu seinen Gunsten und junge Mädchen beschworen damit die Liebe ihres Auserwählten. Doch die Pflanze besitzt auch sehr gute Wirkungsweisen außerhalb der mystischen Bereiche.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Wesentliche Inhaltsstoffe sind Inulin, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Zucker, Mineralstoffe, Vitamine und Intybin. Sie gilt als gute Einschleuserpflanze für Kalium, wenn man damit Probleme hat. Die Wirkung ist verdauungsfördernd, appetitanregend, harntreibend, abführend und blutstillend.

Verwendung

Für einen Tee wird in erster Linie die getrocknete Wurzel verwendet. Eine Mischung mit Löwenzahn regt Leber und Nieren zu verstärkter Tätigkeit an und ist ideal für eine Frühjahrskur. Wegwarte gilt als das beste Mittel der Volksheilkunde für die Heilung der Milz. Auch auf den Gemütszustand hat sie eine positive Wirkung und führt zu einer gelösteren Stimmung und besserer Laune.
Hat man dagegen Probleme mit der Bauchspeicheldrüse, presst man den Saft aus der ganzen Pflanze und nimmt davon täglich 2 Teelöffel (Sehr bitter). Hier empfehle ich aber auf jeden Fall einen Arzt zu konsultieren!
Bei Hautunreinheiten helfen Kompressen und Umschläge mit einem Wurzeltee, dem man am besten noch ein paar Blüten dazu gibt. Damit getränkte Wattepads auf die Augen gelegt, vertreiben Rötungen.

In der Homöopathie verwendet man die Urtinktur Cichorium intybus bei vielen Leber- und Gallestörungen.

Die Frauen nahmen in früheren Zeiten gerne die Samen zu sich, in der Hoffnung, nicht so schnell wieder schwanger zu werden.

In der Küche

Aus den Pfahlwurzeln lassen sich in der Küche auch Wurzelgemüse bereiten. Um die Bitterstoffe abzumildern empfiehlt sich ein mindestens 2-stündiges wässern. Das Gemüse daraus stellt mit seinem hohen Inulingehalt eine gute Heilnahrung für Diabetiker dar.

Rezepte

Probieren Sie doch einmal einen Wegwartenzucker. Dafür zupft man frische Blüten klein und mörsert diese anschließend mit der dreifachen Menge an braunem Zucker. Anschließend füllt man es in ein Glasgefäß und stellt dies gut verschlossen in die Sonne. So entsteht ein lagerfähiger Honig, der wirksam gegen Sodbrennen und Herzklopfen ist.Wegwarte

Einen guten Wein aus Wegwarte stellt man wie folgt her:
2 EL Wegwartenwurzel, eine Handvoll Wegwartenblüten, eine Handvoll blühenden Ysop, eine Handvoll Zitronenmelisse, eine halbierte Vanillestange und 3 EL braunem Zucker mit Rotwein (gute Bio-Qualität) übergießen, bis alles bedeckt ist. Gefäß verschließen und 3-4 Wochen ziehen lassen (immer mal durchschütteln. Danach abseihen und die Pflanzenteile etwas nachpressen. Täglich ein kleines Likörglas davon genießen und man vertreibt ein melancholisches Gemüt. Allerdings schaffen das manche auch mit reinem Rotwein, doch wir wollen ja letztlich das Problem auf Dauer vertreiben!

Bachblüte

Übrigens ist die Wegwarte auch die 8. Bachblüte. Als Blüte der Mütterlichkeit hilft sie, wenn man anderen die eigene Hilfe immer wieder aufdrängt und versucht, deren Leben nach eigenen Vorstellungen zu lenken. Sie hilft, sich selbst zurückzunehmen.

Wegwarte heuteWegwarte

Doch in einigen Gegenden ist die Wegwarte selten geworden und so sollte man vom sammeln Abstand nehmen. Gegen einzelne Blüten ist allerdings nichts einzuwenden. Die Ernte der Wurzeln ist ohnehin etwas aufwendig und dies kauft man besser über den Handel. Auch unsere Insekten freuen sich schließlich über jede Blüte, die sie im Hochsommer noch finden.