Hypericum perforatum

Allgemeines zum Johanniskraut

Das Johanniskraut ist die Heilpflanze des Jahres 2019 und als solche gebührt ihr hier unbedingt ein Ehrenplatz. Den Namen erhielt sie auf Grund ihres Blühbeginns um den Johannistag (24. Juni) herum und zu dieser Zeit der Sonnenwende stecken auch die meisten Heilkräfte in der Pflanze. Da die Blüten ein rotes Sekret beinhalten, gab man ihr auch die Namen „Blutkraut“ und „Johannisblut“, während man sie anderenorts auf Grund des harten Stängels auch als Hartheu bezeichnete. Der Legende nach gibt die Pflanze durch ihr „Pflanzenblut“ ihren Abscheu über den Mord an Johannes dem Täufer kund.

Mystisches

JohanniskrautJohanniskraut war eine Lieblingspflanze des Paracelsus. In alten Kräuterbüchern aus dem 16. Jahrhundert steht geschrieben, dass sie dem Teufel viel Leid antut. Junge Mädchen nutzen die Blüten auch gerne als Liebesorakel und pressten den Saft mit den Fingern aus. „Ist mein Schatz mir gut, kommt Blut!“ Dumm nur, wenn man dabei nicht das echte Johanniskraut erwischte, dem der rote Farbstoff fehlt.

Jäger bestrichen gerne den Lauf ihrer Gewehre mit Johannisblut und erlangten damit unbedingte Treffsicherheit. Oft wurden auch Kränze daraus geflochten, auf den Kopf gesetzt oder an die Haus- und Stalltüren gehängt. Dies schützte vor allen Gefahren.

Beim Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit ist Vorsicht geboten. Johanniskraut wurde in der Volksmedizin als Abtreibungsmittel genutzt.

 

Verbreitung

Da seine Heilkräfte bereits seit vielen Jahrhunderten bekannt sind, ist die Pflanze inzwischen in den gemäßigten Zonen der gesamten Erdkugel zu finden.

Johanniskraut erkennenJohanniskraut

Johanniskraut wird etwa 50 – 90 cm hoch und hat gegenständig angeordnete ungestielte ovale Blätter. Aus der Mitte der am oberen Ende der Stängel stehenden asymmetrischen Blütenblätter ragen zahlreiche lange gelbe Staubblätter heraus. Der harte verästelte Stängel hat – im Gegensatz zu anderen Johanniskrautarten – nur zwei deutlich fühlbare Längsleisten und ist im Inneren mit Mark gefüllt.

Betrachtet man die kleinen Blätter genauer gegen das Sonnenlicht, gewinnt man den Eindruck, diese seien durchlöchert. Die kleinen Pünktchen stellen jedoch die Öldrüsen dar, welche ätherisches Öl enthalten. Die dunklen Punkte an den oberen Blättern und Blüten dagegen enthalten das rote Hypericin. Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind Gerbstoffe, Flavonoide und Quercetin. Das entzündungshemmende Hyperforin findet sich in den jungen Samenkapseln.

Die Blütezeit reicht bis in den Spätsommer. Leider verwechseln manche „Landschaftspfleger“ das Johanniskraut auch mal mit dem Jakobskreuzkraut und mähen die Pflanze sinnlos nieder. Schade drum und traurig für die Insekten. Ich zeige Euch gerne mal auf meinen Wanderungen, wie ihr die Pflanzen erkennt.

Wirkungen

Mit dem Beginn der wissenschaftlichen Medizin im 19. Jahrhundert geriet Johanniskraut, ebenso wie auch andere natürliche Heilmittel, mehr und mehr in Vergessenheit. Erst als sich im 20. Jahrhundert die Wissenschaft intensiv mit der Erforschung seiner Inhaltsstoffe und deren stimmungsaufhellender Wirkung befasste, kam es wieder zu einer breiteren Anerkennung des Johanniskrautes.  Besonders interessant ist die dabei seine positive Wirksamkeit bei leichten bis mittelschweren Depressionen und mentaler Erschöpfung. Dazu laufen derzeit auch noch zahlreiche Studien, allerdings wusste bereits Hildegard von Bingen von dieser Wirkung und nannte das Kraut „Arnika der Nerven.“

Johanniskraut

Anwendungen

Die Hauptanwendung für die Volksmedizin liegt eher in der äußerlichen Anwendung mit Johanniskrautöl bei Hautentzündungen, Sonnenbrand oder kleineren Wunden. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn man nach dem Einreiben mit dem Öl die Sonne oder das Sonnenstudio besucht. Das Öl (in geringerem Maße auch der Tee) setzt die Lichtempfindlichkeit der Haut herab und man bekommt auf diese Weise eher schneller einen Sonnenbrand. Öl lässt sich auch innerlich anwenden und verringert die Schmerzen bei Brandwunden und Koliken. Johanniskraut

Ein Absud des Krauts aufgelegt als Kompressen, hilft bei Gicht, Rheuma und Ischiasschmerzen.

Als Sonnenpflanze hellt sie unser Gemüt auf. Gerade in trüben Wintertagen hilft des Öfteren ein Johanniskrauttee, um unsere Stimmung zu verbessern. Aber er unterstützt außerdem bei Entzündungen, Schwindel, Schlaganfall, nervöses Herz, Magen- und Darmproblemen, Blähungen, Bettnässen, Leberleiden und Gelbsucht.  Bei der Leber regt die längere Einnahme von Johanniskraut einen Reinigungsprozess an, der zu einer erhöhten Ausschwemmung von Schadstoffen führt. Dies kann durchaus die Wirkung der Antibabypille beeinflussen.

Wie fertigt man ein Johanniskrautöl an?

Gesammelte Blütenköpfe (frisch, getrocknet) werden lose in ein Glas geschichtet, etwa halb voll. Dann übergießt man sie mit einem entsprechenden Öl bis sie vollkommen bedeckt sind und stellt das verschlossene Glas in die volle Sonne. Dort lässt man es mehrere Wochen stehen, bis das Öl rot durchgefärbt ist. Zwischendurch immer mal wieder schütteln. Dann wird abgeseiht und kühl und dunkel gelagert (max. 6-8 Monate). Welches Öl man nimmt, ist ein wenig abhängig von der geplanten Verwendung. Will man es eher innerlich anwenden, würde ich ein gutes Olivenöl verwenden. Für eine äußere Anwendung sind leichtere Öle günstiger, z.B. ein Distelöl oder ein Mandelöl. Geeignet sind außerdem Avocado-, Weizenkeim- oder Jojobaöl.

Tinktur aus Johanniskraut

Hierbei verfährt man ähnlich, wie beim Öl, verwendet jedoch einen Kornschnaps zum Ausziehen. Dieser färbt sich auch deutlich schneller rot und muss lediglich 10 – 14 Tage stehen, bis zu abfiltern. Von der Tinktur nimmt man einen Teelöffel nach den Mahlzeiten. Sie ist verdauungsfördernd und senkt hohen Blutdruck.

Zusammenfassungsamentüte

Wer Kräuter sammelt und verarbeitet, der komm am Johanniskraut nicht vorbei. Warum auch, im Laufe eines Jahres findet sich mindestens ein Familienmitglied, dass Ihnen sehr dankbar sein wird, für einen so vielseitigen Gesundheitshelfer.

Johanniskrautblüten werden gerne von Insekten angeflogen. Die Pflanze fühlt sich auch im Garten wohl. Bitte verwenden Sie dafür Saatgut oder Pflanzen aus dem Fachhandel und lassen sie den Wildwuchs an seinen natürlichen Plätzen!