Holunder
Sambucus nigra
Ein weit verbreiteter Spruch lautet: „Vor dem Holunder musst Du den Hut ziehen!“ Nun, auch wenn sich die Zeiten geändert haben und die Menschen eher weniger mit einem Hut unterwegs sind, der Holunder hat nichts von seinen heilenden Kräften verloren. Seine Heilkräfte sitzen in all seinen Pflanzenteilen und aus diesem Grund ist er seit Jahrhunderten getreuer Begleiter der Menschen. In prähistorischen Siedlungen fand man seine Samen, als Zeugen seiner Verwendung.
Das Umhauen oder Verstümmeln eines Holunders bringt Unglück und Tod. Will man ihm die Äste stutzen, so muss man ihn vorher um Erlaubnis bitten. Zahnschmerzen oder Gürtelrose bekommt, wer das Holz verbrennt. Ein Holunderstock wurde in früheren Zeiten genutzt, um die Länge für einen Sarg auszumessen.
Ein Holunderbaum schützt das Haus vor Blitz und Feuer. Damit den Tieren im Stall nichts geschieht, musste der Riegel an der Stalltüre aus Holunderholz sein. Aus den ausgehölten Zweigen schnitzte man Flöten, deren Klänge Naturgeister und Elfen herbeirufen konnten.
Doch wie sieht es mit dem Holunder von heute aus? Mehr als je zuvor ist es wichtig, dass unser Immunsystem seine maximale Effizienz leistet. Im Dauerbetrieb ist es dabei Schadstoffe aus der Luft und der Nahrung unschädlich zu machen. Wir bekommen davon nichts mit. Wenn es dies nicht mehr schafft, erwischt uns eine Infektion und wir stellen reumütig fest, dass wir dem Körper wohl etwas zu wenig an Vitaminen, Spurenelementen, Mineralien und anderen pflanzlichen Inhaltsstoffen vorenthalten haben.
Holunder stellt hier eine vielseitige und schmackhafte Möglichkeit zur Vorbeugung. „Alles an ihm sei Medizin“, loben die alten Kräuterbücher. Er stärkt unser Immunsystem und wirkt auf beinahe alle Organe, besonders Magen und Nieren. Für Menschen, die viel sitzen und die zur Fettleibigkeit neigen ist er besonders zu empfehlen.
Inhaltsstoffe
Rutin, ätherische Öle, Gerbstoffe, Schleim, Cholin, Saponin, Säuren, Harz, Zucker, Glykoside, Flavonoide, Vitamine, Mineralien
Wirkweisen
Nieren- und blasenwirksam, schweißtreibend, blutreinigend, hustenlindernd, stuhlfördernd
Anwendungen
Da alle Teile verwendbar sind, gibt es auch zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. Bekannt und beliebt sind auf jeden Fall die Holunderblüten. Aus ihnen kann man einen Sirup herstellen und dann im Sommer jederzeit einen kühlen „Hugo“ als erfrischenden Drink genießen. Ausgebacken mit einem Teigmantel schmecken sie einfach nur lecker. Der Tee aus den Blütendolden ist schweißtreibend und fiebersenkend, sofern er heiß getrunken wird.
Er beruhigt auch bei Zahnschmerzen, Ohrenschmerzen und Kopfschmerzen.
Bei trockenem Husten und Heiserkeit kocht man sie in Wein etwas aus.
Auch aus den Blättern und der Rinde kann man Tee herstellen, welcher harntreibend wirkt. Bei der Rinde gibt es eine Besonderheit. Schält man sie von oben nach unten, wirkt der Tee abführend. Führt man das Messer jedoch von unten nach oben, wirkt dieser als Brechmittel. Tee aus der inneren Rinde reinigt die Nieren.
Die Beeren müssen gut ausgereift sein. Trotzdem sind sie in rohem Zustand leicht giftig und verursachen Brechreiz und Durchfall. Allerdings lassen sich daraus hervorragende Kuchen, Marmeladen, Saft, Wein oder Likör herstellen. Schmackhafte Möglichkeiten zur Unterstützung der Gesundheit und Vorbeugung vor den heutigen Krankheiten unserer Zivilisation. Wichtig in einer Zeit, in der immer mehr Menschen Allergien entwickeln, die man früher nicht kannte. Warum wohl?
Rezepte findet man jede Menge und ich weiß nicht, wo man hier anfangen soll. Ich gewinne den Saft aus den Beeren im Dampfentsafter. Dafür streife ich mit der Gabel die Beeren von den Doldenstängeln. Sind zu viele Stängel drin, lösen sich Bitterstoffe daraus. Etwas Zucker mildert die Säure.
Der Saft wird anschließend noch veredelt und zwar mit Hefe und Zucker im Gärballon. Der Wein schmeckt super und ist gesund, eine tolle Kombination.
Wer also Holunderbeeren ernten möchte, achte bei seinen Spaziergängen beizeiten auf beste Holunderbäume, die Arbeit lohnt sich.
Rezeptanregungen
Konfitüre
Eine köstliche Konfitüre macht man aus Holunderbeeren, Birnen (geschält und entkernt) und Zwetschgen. Die großen Früchte kleinschneiden, alles zusammen mit der gleichen Menge an Gelierzucker und etwas Zitrone gut vermengen und einige Stunden ruhen lassen. Dann wird alles aufgekocht und heiß in Gläser gefüllt.
Heilsalbe gegen Hämorrhoiden
3 Teile Schweinefett, 2 Teile Nierenfett und 3 Teile grüne Blätter werden schonend so lange erhitzt, bis sie ihre grüne Farbe verlieren (etwa 10 min.). dann wird abgefiltert und in kleine Dosen gefüllt. Die Salbe ist auch geeignet bei Frostbeulen, Wunden und Prellungen.
Gebackene Holunderblüten
Aus ¼ Liter Milch, 1 Ei und 200g Mehl (Weizen 550), etwas Salz und Zucker, wird ein Teig zusammengerührt. In diesen taucht man die Holunderblüten kopfüber ein und frittiert sie anschließend in heißem Öl. Warm servieren, eventuell noch Puderzucker darüber geben.
Holunderperlwein
3 ½ Tassen Zucker werden in 2 Tassen heißem Wasser aufgelöst und in einen großen Behälter gegossen. Dazu gibt man 4-5 große Holunderblüten, 2 EL Weißweinessig, etwas Schale einer unbehandelten Zitrone und deren Saft und 4 Liter Wasser. Gut umrühren und abgedeckt 5 Tage gären lassen. Danach in Flaschen füllen und nochmals eine Woche stehen lassen. Eisgekühlt mit einer Zitronenscheibe eine tolle Erfrischung für heiße Tage.
Viel Spaß und Gesundheit wünscht
Kräuter-Thomas